Setzen sich als Frauenbeauftragte in Werkstätten für die Belange der Frauen ein: (v.l.n.r.) Katja Koehnen, Kristin Galler und Veronica Scheibner. NN-Foto: Dickel

NIEDERRHEIN. Frauen mit Behinderungen sind in Behindertenwerkstätten besonders oft Opfer von Gewalttaten. Dieses Fazit konnte nach dem ersten Treffen aller Werkstätten-Frauenbeauftragten der Kreise Wesel, Kleve und Borken gezogen werden.

Das dem so ist, ist für Elena Doudis, Organisatorin und Veranstalterin des Treffens und Mitarbeiterin im NetzwerkBüro Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung NRW, nichts Neues: „Genau deshalb war es auch so wichtig, dass im Winter 2017 erstmals Frauen mit Behinderung, die in Werkstätten arbeiteten, eine Frauenbeauftragte wählen durften”, so Doudis. Die ehrenamtliche Aufgabe dient der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen und stärkt vor allem die Rechte der Frauen: „Leider gibt es sehr viele Gewaltvorfälle bei Frauen mit Behinderungen – egal ob psychisch oder körperlich. Deshalb ist es wichtig, dass die Frauen eine Ansprechpartnerin haben”, berichtet Doudis weiter.

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Um die Frauenbeauftragten mit den Gleichstellungsbeauftragten der Städte zu vernetzen, wurde das erste Netzwerktreffen ins Leben gerufen: „Für beide Seiten ist dies eine wichtige Veranstaltung”, erklärt Doudis, „die Gleichstellungsbeauftragten lernen viel darüber, wie sie Menschen mit Behinderungen besser erreichen können und die Frauenbeauftragte lernen ihre Ansprechpartner kennen.” Jede Frau, die sich für das Amt meldet, kann an einer Schulung teilnehmen, um ihre Aufgabengebiete besser kennenzulernen. Mit der Netzwerkveranstaltung versucht das NetzwerkBüro die Zeit bis zu den Schulungen zu überbrücken und ihnen Handlungshilfen mit an die Hand zu geben.

Oftmals reicht es einfach da zu sein

Drei Frauen, die sich für das Amt gemeldet haben sind Veronica Scheibner, Kristin Galler und Katja Koehnen. Für alle drei war schnell klar, dass sie für das Amt kandidieren möchten: „Ich bin sowieso sehr kontaktfähig und helfe gerne anderen Menschen”, erklärt Scheibner. Oftmals seien es nur Kleinigkeiten, die die Frauen mit ihnen besprechen. Einmal ist es jedoch auch schon zu einem Übergriff gekommen: „In einem Fall wurde ein Mann übergriffig und wir mussten da einschreiten und die Situation klären”, so Galler. Oftmals reiche es aber, „einfach da zu sein”, wie auch Koehnen bestätigen kann: „In den Werkstätten sind oft viele Männer und vielen Frauen ist schon damit geholfen, dass wir einfach ein offenes Ohr haben und für sie da sind”, erklärt Galler.

Auf der Tagung, die durchgängig in Leichter Sprache moderiert wurde, wurde deutlich, dass es kaum trägerübergreifende Zusammenarbeit der Frauenbeauftragten gibt und dass zugleich die Interessen und Bedarfe der Frauen mit Behinderung bei vielen Beratungsstellen oder anderen lokalen Institutionen noch wenig gesehen und berücksichtigt werden. Auf der Veranstaltung wurden gemeinsam konkrete Verabredungen getroffen und erste Schritte eingeleitet für eine engere Verzahnung von Unterstützungsangebote und die Etablierung dauerhafter Vernetzungsstrukturen in Kreisen und Städten.

 

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